Mious OP

Italienischer Hund,
englischer Rasse.......mit schweizer Hüfte!!
Miou wird operiert!
Schon 3 Wochen vor dem Eingriff schlafe ich, ja ICH, in einem Zwinger, den ich in mein Wohnzimmer gebaut habe.
Gleich neben dem Ofen eine Gitterkonstruktion 1,80 m x 1,50 m.
Ich stelle eine Liege hinein und ein großes bequemes Hundeplätzchen.
Der Heizungsfachmann kommt für einen Kostenvoranschlag vorbei. Seine Gedanken beim Anblick des Zwingers mit dem Bett stehen ihm auf der Stirn geschrieben. Ich erkläre, worum es geht und spätestens jetzt hält er mich für echt verrückt.
Am Anfang lasse ich die Zwingertür offen, wenn ich mich schlafen lege. Alle Hunde wollen mit hinein, Miou macht ein Ekelgesicht.
Doch nach einigen Tagen kommt auch sie und schläft mal eine halbe Nacht neben mir hinter Gittern. Immer noch lasse ich die Tür offen. Miou zeigt bei ersten Anzeichen von Eingesperrtsein sofort Symptome von Hospitalismus.
Dann springt sie aus dem Stand unheimlich hoch oder dreht sich in atemberaubender Geschwindigkeit im Kreis. Manchmal fällt sie dann hin, weil sie aus dem Gleichgewicht kommt.
Das darf nach der Operation auf gar keinen Fall passieren!
Aus Deutschland kommt eine Frau, die mich in den ersten Wochen nach dem Eingriff unterstützt.
Wenn ich mich dann um die anderen Tiere kümmere und alltägliche notwendige Arbeiten erledige, wird sie bei Miou bleiben.
Denn das ist klar : Miou kann nicht unbeaufsichtigt im Zwinger bleiben. Das wäre zu riskant.
Am 3.November bin ich morgens, nach 2,5stündiger Fahrt, in Castiglion Fiorentino in der tierärztlichen Klinik zum OP-Termin.
Es scheint endlos, bis alles richtig los geht.
Voruntersuchungen, Bluttests, Sedierung, Anästhesie und Röntgen.
Der Tierarzt ist spezialisiert auf orthopädische Chirurgie. Er erklärt mir den genauen Ablauf der OP und die Besonderheiten der Funktion der Hüftprothese. Er ist sichtlich stolz darauf, mit gutem Material arbeiten zu können.
Mious künstliches Hüftgelenk ist schweizer Herstellung.
Die Arthrose ist bei Miou weit fortgeschritten.
Die Hündin wird in wenigen Wochen und Monaten die ersten schmerzfreien Schritte ihres Lebens machen können!!
Ich bin froh, daß es endlich soweit ist, habe aber auch große Sorge.
Durch eine Glasscheibe zum Flur des Operationsraumes kann ich die OP beobachten.
Der Arzt arbeitet mit drei Kollegen. Zwei assistieren am Tisch und einer überwacht die diversen Monitore, die Anästhesie.
Unmengen von Tüchern und Abdeckungen und Werkzeugen werden aus Mehrfachverpackungen geholt und alles ist nur noch OP-grün und edelstahlfarben.
Außer Mious Bein, das, an die Decke gezogen, rasiert, aussieht wie das Bein eines mexikanischen Nackthundes in Jod getränkt.
Die Stimmung ist äußerst konzentriert. Alles scheint bis in Kleinste eingespielt, fast wie eine Theatervorstellung.
Jede Handbewegung greift in einer geplanten Choreografie in die nächste.
Ein anständiger Müllberg entsteht aus den vielen Umverpackungen , die ständig auf den Boden geworfen werden.
Für mich dauert der Eingriff fast endlos.
Die Vorbereitungen für das Einsetzen des Hüftgelenks sind aufwändig. Der Oberschenkelmuskel liegt anatomisch vor dem Oberschenkelkopf und wird immer wieder weggedrückt und festgeklammert.
Alles ganz schön martialisch.
Mit Zange und Spezialminisäge wird der Oberschenkelkopf schließlich abgetrennt.
Die Gelenkpfanne wird ausgefräst. Viel Blut fließt.
Mit einem Male ändert sich die Stmmung. Alle scherzen und lachen. Die Vorarbeiten für das Einpassen der Prothese sind gemacht.
Handschuhwechsel. Aufräumen. Platz schaffen.
Das edle Stück wird auf dem Beistelltisch platziert. Schrauber, Hammer.....
Am Ende wird die lange Wunde versorgt, geklammert und der Hund, schlaff, eine Etage tiefer getragen.
Wieder Röntgen zur Kontrolle.
Man sieht die Prothese im Knochen stecken und die Schrauben herausragen.
Mich gruselt es ein bißchen.
Der Arzt ist zufrieden. Er erklärt mir, wie der Hund nun für die nächsten Wochen und dann Monate behandelt werden muß : sechs Wochen an der Leine, getrennt von den anderen Hunden. In dieser Zeit verwächst der Knochen mit der Prothese.
In den folgenden sechs Monaten darf es keine Komplikationen geben. Bakterien, wie aus einem Abszess, oder eine Infektion durch Zecken oder anderes könnte auf das Hüftgelenk übergehen.
Die Rückfahrt nach Hause stresst mich sehr. Ich bin auch total müde.
Miou weint ohne Pause wie auch schon in der Aufwachbox beim Tierarzt.
Immer wieder versucht sie dort ganz plötzlich aufzustehen, ohne jedoch die Kraft dafür zu haben.
Der große Schmerz verhindert den Rest.
Im Auto habe ich große Angst, dass sie das Aufstehen in der Transportkiste versucht und in den kurvigen Straßen hinfällt.
Zum Glück versucht sie es erst, als ich schon fast zuhause angekommen bin.
Die folgende erste Nacht ist ein Albtraum.
Miou weint und weint ohne Ende. Um halb drei rufe ich den Arzt an. Ein Schmerzmittel wird gegeben. Miou versucht immer wieder aufzustehen.
Am Morgen sind wir alle wie gerädert.
Zum Glück bessert sich der Zustand in den nächsten Tagen. Langsam kann der Hund alle vier Beine hinstellen und auch das operierte ein wenig belasten.
Nach drei Tagen kann sich Miou endlich alleine hinlegen. Einen Tag später liegt sie auch schon mal eine Stunde auf der operierten Seite dick auf weichen Polstern. Die sehr kurzen Spaziergänge im Garten an der Leine werden am 5.Tag schon recht flott.
Wir hoffen, dass alles weiter gut geht. Mitte Dezember wird eine Röntgenkontrolle nach dann sechs Wochen den Verlauf dokumentieren. Dann ist der Knochen hoffentlich gut in das siebartige Gebilde hineingewachsen, das die Gelenkpfanne bildet.
Dann darf Miou, wenn auch vorsichtig, aber frei ohne Leine laufen.
So kann sie mit den anderen Hunden den Tag genießen. Endlich OHNE Schmerzen!!!